Wenn dein:e Gesprächspartner:in sich mit dir ausführlicher über deine Vorstellungen zu deinem Gehalt austauscht, dann hast du im Vorstellungsgespräch schon wichtige Hürden genommen. Im Normalfall steckt man in diese Klärung erst mehr Energie, wenn man sich eine Zusammenarbeit grundsätzlich vorstellen kann. Wichtig für dich ist, dass du dabei auf das gesamte Gehaltspaket schaust. Nur dann hast du eine gute Basis für deine Vergleiche und Entscheidungen. Und wenn du in der Lage bist, das Thema Gehalt vorbereitet und differenziert zu besprechen, unterstreicht das deine Kompetenz und Professionalität.
Gehaltspakete sind unterschiedlich
Natürlich gibt es nicht „das“ Gehaltspaket. Es unterscheidet sich je nach Unternehmen und auch nach Branche. Und nach Mitarbeitergruppe. Es spielt eine Rolle, ob es sich um eine Tarifstelle, eine Position im so genannten AT-Bereich oder im Management handelt. Für Tarifmitarbeiter:innen sind die Leistungen mit den Gewerkschaften verhandelt und festgelegt. AT steht für Außertarifliche Mitarbeiter:innen. Die Bezeichnung wird im Allgemeinen für die Gruppe verwendet, die nicht mehr dem Tarifvertrag unterliegt aber auch noch nicht den Leitenden Angestellten angehört. Hier spielen dann schon oft variable und leistungsbezogene Vergütungsbestandteile eine größere Rolle. Bei den Leitenden Angestellten handelt es sich um die Positionen, die man üblicherweise als Management bezeichnet. Jahresboni und andere variable Elemente bilden bei diesen einen signifikanten Teil der Vergütung. Auch wenn Gehaltspakete unterschiedlich sind, so lassen sich jedoch wesentliche Elemente skizzieren.
Dein Grundgehalt ist die Basis
Stell dir dein Gehaltspaket als Wohnung vor, die du vielleicht kaufen oder mieten willst. Sie muss dir die Räume und Wohnfläche bieten, mit denen du dich nicht einschränken musst und dich wohlfühlst. Das Gleiche gilt für dein Grundgehalt. Es bildet die Basis deines Gehaltspakets. Es ist der Betrag, den man dir monatlich fix auszahlt. Im Tarifbereich sind Gehaltsgruppen definiert. Aber auch im AT- und Managementbereich sind Gehaltsbänder festgelegt. Sie stellen den Spielraum dar. Die Bandobergrenzen zu überschreiten ist im Normalfall nicht möglich. Wichtig für dich ist, dass du von vorneherein über Bruttojahresgehälter sprichst. Gerade auch, wenn es sich um eine Tarifstelle handelt. Hier könnte es dir sonst passieren, dass ihr über das Monatsgehalt verhandelt und dann legt dein:e Gesprächspartner:in „großzügig“ noch ein 13. Monatsgehalt drauf. Nur, dass dieses Element sowieso tariflich vorgeschrieben ist. Dann fällt es schwer, nochmal in die Diskussion zu gehen.
Der Bonus ist ein wichtiger Bestandteil
Ideal ist deine Wohnung für dich vielleicht, wenn auch noch ein Garten dazukommt. Er erweitert deinen Lebensraum und deine Lebensqualität und macht einen wesentlichen Teil der Wohnung und ihres Werts aus. In deinem Gehaltspaket erweitert der Bonus dein Grundgehalt. Allerdings spielt er meist erst, wie oben schon erwähnt, ab dem AT-Bereich eine signifikante Rolle. Im Management bildet er einen wesentlichen Anteil der Vergütung. Der Garten dort ist also ziemlich groß. Der Bonus bezieht sich auf das laufende Jahr. Er wird ausgezahlt, wenn bestimmte Ziele im Laufe des Jahres erreicht werden. Das sind wirtschaftliche Jahresziele, die das Unternehmen festgelegt hat. Oft in Kombination mit individuellen Zielen, die deine Vorgesetzten mit dir vereinbaren. In der Gehaltsverhandlung wird meist über Zielboni gesprochen. Der Zielbonus ist der Betrag, der gezahlt wird, wenn sich eine Zielerreichung von 100% ergibt. Ein Zielbonus von 10% heißt, dass du bei einer Zielerreichung von 100% eine Auszahlung in Höhe von 10% deines Grundgehalts erhältst. Ist die Zielerreichung niedriger oder höher, kommt es zu einer geringeren oder höheren Auszahlung. Oft muss erst eine gewisse Schwelle der Zielerreichung überschritten werden. Die Maximalauszahlung ist gedeckelt, zum Beispiel bei einer Zielerreichung von 150% oder 200%. Beim Bonus handelt es sich um ein variables Element. Er schwankt also. Über einen mehrjährigen Zeitraum hinweg betrachtet achten Unternehmen aber darauf, dass „im Schnitt“ mit einer Auszahlung in Höhe des Zielbonus zu rechnen ist.
Längerfristige variable Elemente
Aktienprogramme sind typisch für variable Elemente mit längerer Laufzeit. Im Rahmen dieser Programme kann man zum Beispiel Unternehmensaktien vergünstigt erwerben. Ergänzend kommt es gegebenenfalls zu einer Auszahlung, wenn die Aktienkursentwicklung über einen längeren Zeitraum, beispielsweise über drei oder vier Jahre, bestimmte Ziele erreicht. Einen wirklich signifikanten Anteil im Gehaltspaket bilden die langfristigen variablen Elemente aber wieder erst in den Managementebenen.
Grundgehalt plus Zielbonus sollte passen
So wie Wohnräume und Garten wesentliche Faktoren deiner Wohnung sind, so ist die Summe aus Grundvergütung und Zielbonus ein wichtiger Orientierungspunkt. Das Grundgehalt sollte so gestaltet sein, dass du für eine Zeit auch ohne Bonus zurechtkommen kannst. Denn in Krisenphasen, solche erleben wir gerade in der Corona-Pandemie, kann es passieren, dass der Bonus mal komplett wegfällt. Die Vergütungsspezialisten in den Unternehmen mögen das nicht, denn mit einem Schlag leidet dann die Wettbewerbsfähigkeit des Vergütungspakets enorm. Darum werden sie immer versuchen, diesen Zeitraum ohne potenziellen Bonus möglichst kurz zu halten. Aber das hängt von der Krise ab. Der Garten ist erstmal geschlossen und du musst dich für einige Zeit auf deine Wohnräume beschränken. Aber du solltest natürlich deine Einschätzung an einigermaßen normalen Zeiten ausrichten. Dann ist die Summe aus Grundgehalt und Zielbonus wichtig. Wenn du hier das Gefühl hast, es passt überhaupt nicht, dann wird dies auch mit den übrigen Nebenleistungen schwer auszugleichen sein. Um im Bild zu bleiben: Passen Räume und Garten nicht, wird auch die Garage, die schicke Einbauküche oder die Fußbodenheizung das nur schwer wettmachen.
Nebenleistungen können den Ausschlag geben
Dennoch ist der genaue Blick auf die Nebenleistungen wichtig. Sie werden oft unterschätzt. Dabei können sie sehr attraktiv sein. Das wird einem dann oft erst bewusst, wenn man sie selbst finanzieren muss. Sie können das Zünglein an der Waage sein, wenn die fixen und variablen Elemente einigermaßen stimmen. So wie dann vielleicht doch die schicke Einbauküche den Ausschlag gibt, wenn Räume und Garten vielleicht nicht ganz so sind wie du sie dir erträumt hast aber eigentlich schon in Ordnung. Oder du hast noch eine andere Wohnung im Blick, die eigentlich ganz nett ist. Aber da müsstest du selbst in eine Küche investieren.
Von Jobticket bis Wäschedienst
Die Nebenleistungen werden auch als Benefits bezeichnet. Ein typisches Benefit sind beispielsweise Mobilitätsleistungen. Beginnend mit einem Job Ticket, das gerade in teuren Ballungsgebieten ein echtes Goodie sein kann bis hin zum Firmenwagen oder Fahrradleasing. Wie interessant dies für dich ist, hängt immer von deiner persönlichen Lebenssituation ab. Weitere häufige Nebenleistungen sind Versicherungen wie beispielsweise Gruppenunfallversicherungen. Das Feld der Nebenleistungen ist breit und wird immer breiter. Es reicht von ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen bis hin zur Übernahme der Mitgliedschaft des Fitnesscenters oder haushaltsnahen Dienstleistungen wie Wäsche- oder Einkaufsservice. Zunehmend versuchen Unternehmen auch über „Cafeteria Modelle“ individuelle Wahlmöglichkeiten zu eröffnen. Schließlich kann es im Rahmen der sogenannten Gehaltsumwandlung bei bestimmten Benefits möglich sein, dass du von Einspareffekten bei Steuer und Sozialabgaben profitierst.
Leistungen zur Altersversorgung
Eine herausgehobene und besonders werthaltige Nebenleistung ist die Altersversorgung. Unternehmen bieten hier oft Versicherungsleistungen zu günstigen Konditionen von kooperierenden Anbietern an, die man privat abschließt. Aber viele Unternehmen haben auch eigene Systeme der betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Hier bringt der Arbeitgeber Versorgungsbeiträge ein und die Mitarbeiter:innen haben die Möglichkeit, zusätzlich Eigenbeiträge zu leisten. Bei der Anlage dieser Beiträge können Unternehmen attraktive Konditionen nutzen aufgrund des Mengeneffekts.
Zeit ist das neue Geld
Die oben genannten Elemente sind „klassische“ Bestandteile deines Gehaltspakets. Solche, an die man auch zunächst denkt und die man einigermaßen gut monetär bewerten, also mit einem Preisschild versehen kann. Aber unsere Gesellschaft und die Arbeitswelt ändern sich. Flexibilität wird immer wichtiger. Getreu der Feststellung „Zeit ist das neue Geld“ legen immer mehr Menschen Wert auf flexible Arbeitszeitgestaltung, die Möglichkeit von Sabbaticals oder der Umwandlung von Gehalt in Freizeit. Du wahrscheinlich auch. Neben der Flexibilität der Arbeitszeit tritt auch die Flexibilität beim Arbeitsort zunehmend in den Vordergrund. Die Corona-Krise hat dieser Entwicklung einen starken Schub verliehen. Unternehmen werden darum an dieser Stelle immer aktiver und kreativer. Bestand bei vielen Bewerbern bislang hier eher die Scheu, solche Aspekte im Bewerbungsgespräch zu thematisieren, legen jüngere Generationen diese zunehmend ab. Warum auch nicht? Schließlich werben die Unternehmen immer stärker damit.
Wunsch nach Flexibilität stimmig begründen
Dennoch solltest du dir überlegen, ob beziehungsweise wie intensiv und aus welchem Blickwinkel du dieses Thema zur Sprache bringst. Das hängt natürlich auch davon ab, auf welchen Job du dich bewirbst. Und davon, wie wichtig der Punkt für dich ist. Wenn, dann solltest du nicht den Eindruck vermitteln, dass der Wunsch nach Freizeit und Entspannung hier dein vorherrschender Antrieb ist. Vielmehr sollte deutlich werden, dass es für dich um Flexibilität und damit am Ende um Effektivität geht.
Im Überblick
Schaue auf das Gesamtpaket. Die Summe aus fixem Grundgehalt und Zielbonus muss für dich passen. Dabei sollte es dir nicht sofort den Boden unter Füssen wegziehen, wenn der Bonus doch mal für eine Zeit ausfällt.
Sprich von Beginn an über das Bruttojahresgehalt und nicht auf Basis von Monatsgehältern.
Der genaue Blick auf die sonstigen Benefits lohnt sich. Überlege, was es hieße, wenn du die Leistung selbst finanzieren müsstest.
Wenn es um die Themen Flexibilität bei Arbeitszeit oder Arbeitsort geht, mache deutlich, dass es dir hier vor allem um die optimale Abstimmung verschiedener Lebensbereiche geht. Als wichtige Voraussetzung für Effektivität und Leistung.